Pressemitteilung: Grüner Kreisverband lehnt den Neubau der A20 auch weiterhin ab

Zur aktuellen Diskussion um das Thema der A20 sagt Inken Carstensen-Herold, Spitzenkandidatin zur Kommunalwahl des Grünen Kreisverbandes Steinburg: „Ein überragendes öffentliches Interesse kann nicht im beschleunigten Neubau von Autobahnen bestehen. Die Forderung nach einer (Neu-)bewertung des veralteten Bundesverkehrswegeplanes (BVWP) muss im Hinblick auf die Beachtung der Klimaschutzzielsetzungen erfolgen.“

Diese Forderung ist auch begründet durch die Frage, wie viele vom Menschen verursachte Naturkatastrophen wir noch brauchen, um die Folgen unseres Handelns zu erkennen. Durch die Dürre der letzten Jahre hier im Norden hat unser Baumbestand merklich gelitten. Die Artenvielfalt der Insekten hat sich um mehr als 70% reduziert, so dass wei- tere Vogelarten wegen Nahrungsknappheit aussterben werden. Und wenn es dann mal regnet, kommt es vermehrt zu Starkregenereignissen.
Und was passiert hier im Land? Man streitet sich darüber, wie Autobahnen noch schneller gebaut werden können, indem die Planung hierfür beschleunigt werden soll, ohne dabei die Ziele des Pariser Klimaabkommens 2015 zu beachten.

„Vor acht Jahren hat die Bundesrepublik Deutschland dem Übereinkommen, die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen, zugestimmt. Die Bürger unseres Landes haben ein Recht darauf, dass diese Zusagen auch eingehalten werden“, fordert die Sprecherin des Kreisverbandes Steinburg, Birgit Asmus-Mrozek.

Statt dessen behaupten die Befürworter der A20, dass durch deren Bau sogar CO2 eingespart werden könnte. Sie argumentieren damit, dass Fahrzeuge bald emissionsfrei seien. Hier wird ausschließlich der Treibstoffverbrauch der Fahrzeuge betrachtet, ausgeblendet wird dabei die eher schleppende Elektrifizierung des Verkehrs und vor allem der enorme Energiebedarf beim Bau des Großprojektes.
Zudem muss auch dieser Neubau auf Dauer instand gehalten werden, was wiederum mit Emissionen und Kosten einhergeht. Dass Moore, durch die die Autobahn führen soll, CO2 bindet, wird schlicht ignoriert, genauso wie die Zerschneidung der noch intakten Unterelberegion in der Krempermarsch.

Birgit Asmus-Mrozek kommentiert weiter: „Nachhaltig wäre bei bei diesem Megaprojekt leider nur die Umweltzerstörung. Auch die Umweltverbände beklagen, dass die A20 das umweltschädlichste Projekt des Bundesverkehrswegeplans ist“.
Wir haben eine gesetzlich festgelegte Zielvorgabe: 2045 muss der Straßenverkehr klimaneutral sein. Das bedeutet, dass wir endlich deutschlandweit bereits erhobene Daten zusammenführen müssen, aus denen hervor- geht, wieviel Energie wir einerseits aktuell verbrauchen und andererseits, wieviel CO2 wir derzeit im Verkehrsbereich emittieren. Anhand dieser Daten sollten wir prüfen, wieviel Energie wir benötigen, wenn wir nur Sanierung von Brücken und Straßen und die geplante Einführung von Elektrofahrzeugen einberechnen.

Dabei muss diese Überprüfung jedoch so ehrlich sein, dass Baufahrzeuge, Betonherstellung, Sand- und Kreideabbau, sowie die Freisetzung des gebundenen Kohlendioxids aus der Kreide und den Mooren mit in die Berechnungen einfließen. Ebenfalls sollten die Auswirkungen auf die Artenvielfalt eingepreist werden.

Und an dieser Stelle wird schnell deutlich, dass der Energiebedarf und die Emissionen von CO2 schon bei diesem Szenario viel zu groß sind. Statt den Bau von Autobahnen zu beschleunigen, müssen wir Stellschrauben finden, wie wir Energiebedarf und schädliche Emissionen verringern können. Sollten wir es wirklich schaffen, mehr einzusparen, als zur Klimaneutralität notwendig wäre, würden wir in anderen Bereichen davon profitieren. Die Wärmewende und der Umbau der Industrie wird in der nötigen Geschwindigkeit bis 2045 mehr als eine große Herausforderung sein.

„Infrastrukturelle Verbesserungen durch den Ausbau der Bahninfrastruktur bei den Knotenpunkten in Elmshorn, der Hochbrücke in Hochdonn, eine Anbindung zum Industriehafen und zum Fährhafen in Brunsbüttel, eine qualitative Unterstützung des Fährbetriebes in Glückstadt und eine notwendige Erneuerung der Fähr-Elbüberquerung Brunsbüttel- Cuxhaven sollten in Angriff genommen werden“, fordert Inken Carstensen-Herold.

Es dürfen möglichst keine weiteren Flächen für Straßenneubauten versiegelt werden und jedes Projekt muss auf den gesamten Energieverbrauch und den gesamten Emissionsausstoß überprüft werden. Gemeinsam müssen wir gute, pragmatische und schnelle Lösungen finden, um die Klimaneutralität zu erreichen. Je später wir handeln, desto teurer werden die Folgekosten.